Mehr als 117 Jahre lang ist der sog. „Blaue Kammweg/Modrá hřebenovka“ der längste markierte Kammweg in Tschechien. In Zeiten seines größten Ruhmes zog er sich vom deutschen Blankenstein an der Saale über den gesamten Erzgebirgskamm, die Böhmische und Sächsische Schweiz, das Lausitzer Gebirge, den Jeschkenkamm, das Iser- und Riesengebirge, die Braunauer Wände, das Adlergebirge und den Grulicher Schneeberg bis zum Altvater (Práděd) hin. Häufig wechselte er auf die eine oder andere Seite der Grenze, immer jedoch dem Hauptgrenzkamm folgend. Folgen Sie den Spuren dieser historischen Wanderwege und lernen Sie dabei die faszinierende Natur ringsum, aber auch einmalige Sehenswürdigkeiten kennen. All dies auf gut markierten Wegen und Pfaden des Klubs Tschechischer Touristen (KČT), die allesamt mit dem Logo dieses Wanderwegs (blauer Kamm in rotem Feld) ausgewiesen, sowie gut mit Informationstafeln und Raststätten ausgestattet sind.
Der Blaue Kammweg wurde 1902 aus der Taufe gehoben und zwar am 13. April desselbigen Jahres. An diesem Tag trafen sich in Varnsdorf Vertreter deutscher und böhmischer Gebirgs- und Wandervereine, die damals in Nordböhmen und in der südlichen Lausitz aktiv waren, um einen in seinem Umfang wahrhaft monumentalen, einheitlich markierten Fernwanderweg über die Kammpartien des Lausitzer Gebirges zu planen. Damals ahnte wohl keiner, welche Ausmaße der Wanderweg letztendlich erreicht, vor allem aber, welche Bewunderung er erntet. Inspiration hierzu waren das berühmte Wanderwegnetz in der Umgebung des Salzburger Kurorts Zell am See, der Thüringer Rennsteig und kleinere Wanderwegnetze im Böhmerwald (Šumava). Der erste Abschnitt des „Blauen Kammweges“ wurde für den Abschnitt Jeschken/Ještěd – Rosenberg/Růžový vrch vorgeschlagen. Der gesamte Kammweg hatte damals eine Gesamtlänge von ca. 60 km, zudem wurde eine besondere Markierung vereinbart – am häufigsten Zinktafeln mit einem vierzackigen, blauen Kamm im weißen Feld.
Schon wenig später (im September 1903) schlossen sich der Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge sowie der Riesengebirgsverein dem Projekt an, die seine Fortsetzung in nördlicher Richtung vorschlugen. Vom Jeschken/Ještěd über Reichenberg/Liberec auf dem Lubokeier Kamm/Hlubocký hřeben im Isergebirge in Richtung Tanvald und anschließend über die höchsten Partien des Riesengebirges zum höchsten Gipfel der Tschechischen Republik – zur Schneekoppe.
Der heutige Kammweg hat einen südlichen und einen nördlichen Zweig. Sowohl der nördliche, als auch südliche Zweig beginnen übereinstimmend am polnisch-tschechischen touristischen Grenzübergang – an der Iserbrücke in Orle (Karlsthal) im Isergebirge.
Der nördliche Zweig führt über die Gipfelpartien des Isergebirges – über Wittighaus/Smědava, die Schneetürmchen/Sněžné věžičky, Vogelkuppen/Ptačí kupy zum Mittagstein/Poledník . Vorbei an Oldřichov v Hájích setzt er sich nach Albrechtice u Frýdlantu, Václavice und Hrádek nad Nisou fort. In Hartau überquert er die Staatsgrenze und führt nun bereits auf deutschem Gebiet am Ufer des Olbersdorfer Sees und der Mandau entlang nach Oybin, zum Gipfel des Lausitzer Hochwalds (Hvozd), über den die deutsch-tschechische Grenze verläuft, bis nach Jonsdorf. Am Grenzübergang Waltersdorf/Dolní Podluží kehrt er wieder auf tschechisches Gebiet zurück und endet in Nová Huť/Neuhütte an der Grenze zur Region Ústí nad Labem.
Insgesamt hat der nördliche Zweig eine Länge von 89 km. Wir empfehlen, in mehrere Etappen aufzuteilen:
- 1. Etappe: Orle – Smědava (14,6 km) https://mapy.cz/s/3uI1B
- 2. Etappe: Smědava/Wittighaus – Oldřichovské sedlo/Buschullersdorfer Sattel – Hemmrich (18,6 km) https://mapy.cz/s/3uI1U
- 3. Etappe: Oldřichovské sedlo/Buschullersdorfer Sattel – Hrádek nad Nisou (24,6 km) https://mapy.cz/s/3uI2d
- 4. Etappe: Hrádek nad Nisou – Krompach (15,6 km) https://mapy.cz/s/3uI2N
- 5. Etappe: Krompach – Nová Huť (15,4 km) https://mapy.cz/s/3uI37
Anfang und Ende jeder Etappe werden von öffentlichen Verkehrsmitteln bedient.
Der südliche Zweig führt aus Jizerka/Klein Iser über Desna, Tanvald, den Schwarzbrunnkamm/ Černostudniční hřeben nach Milíře und weiter über den Jeschkenkamm zum Jeschken/Ještěd hinauf. Der Wanderweg geleitet den Wanderer nach Petrovice und endet an der deutsch-tschechischen Grenze beim Ort Lückendorf.
Insgesamt hat der südliche Zweig eine Länge von 91 km. Wir empfehlen ihn in mehrere Etappen aufzuteilen:
- 1. Etappe: Orle – Tanvald (12 km) https://mapy.cz/s/3uHYy
- 2. Etappe: Tanvald – Vrkoslavice (12 km) https://mapy.cz/s/3uHYk
- 3. Etappe: Vrkoslavice – Aussichtsturm Rašovka (14,5 km) https://mapy.cz/s/3uHZ3
- 4. Etappe: Aussichtsturm Rašovka – Jítrava (21,5 km) https://mapy.cz/s/3uHZo
- 5. Etappe: Jítrava – Kammloch (14,4 km) https://mapy.cz/s/3uHZR
- 6. Etappe: Kammloch – Nová Huť/Neuhütte (16,4 km) https://mapy.cz/s/3uI1c
Anfang und Ende jeder Etappe werden von öffentlichen Verkehrsmitteln bedient.
Sehenswertes an der Strecke
Am Rande des „Kammweges“ sind zahllose Naturphänomene sowie kulturelle und technische Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Weiler Jizerka (Klein Iser)
Malerischer Weiler und höchstgelegene Siedlung des Isergebirges (ehemals Wilhelmshöhe), gerade hier in gründete 1828 der Glasmacher J. Riedel eine Glashütte zur Herstellung von Stangenglas und Hohlglas.
Aussichtsturm Černá studnice (Schwarzbrunnwarte)
Der 26 m hohe Steinturm unweit von Jablonec nad Nisou wurde in den Jahren 1904-5 vom Deutschen Gebirgsverein nach Plänen des Architekten R. Hemmrich errichtet.
Terezínka
Aussichtsfelsen am Hang des Berges Muchov mit steingemauerter Aussichtsstelle.
Císařský kámen (Kaiserstein)
Der Aussichtsturm steht auf dem Kaiserstein/Císářský kámen bei Rádlo. Vom Turmumgang schweift der Blick über die Südhänge des Isergebirges, das westliche Riesengebirge, die Städte Jablonec nad Nisou und Liberec bis zum Jeschkenkamm/Ještědský hřbet.
Ještěd (Jeschken)
Hotel & Fernsehturm Ještěd ist ein originelles, bei uns und gleichermaßen auch im Ausland bewundertes Bauwerk. Der 1012 m über den Meeresspiegel aufragende Rotationshyperboloid mit Fernsehsender, Restaurant und einzigartigem Hotel in seinem Innern wurde in den 70er Jahren vom Architekten Karel Hubáček entworfen. Das einzige Bauwerk in Tschechien, das von der Internationalen Vereinigung der Architekten (UIA) ausgezeichnet wurde; es ist Kulturdenkmal und gleichzeitig „Bauwerk des 20. Jahrhunderts“. Ein Teil der Interieure des Hotels und auch Restaurants erhalten nun ihr einstiges Aussehen aus dem Jahre 1973 zurück, als der Ještěd feierlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Eisenbahnviadukt in Novina/Neuland
Einzigartiges technisches Denkmal. Die steinerne Eisenbahnbrücke an der Strecke Liberec – Česká Lípa – Böhmisch Leipa) wurde 1900 vollendet. Das 30 m hohe und 202 m lange Neuländer Viadukt hat 14 Pfeiler. Eine Besonderheit ist, dass das Viadukt einen eleganten Bogen beschreibt. Beim Bau dieser Bahnstrecke hatten ihre Erbauer noch ein weiteres technisches Problem zu überwinden – den 700 m hohen Jeschkenkamm und so entstand ein 802 m langer Tunnel, der einen Kilometer vor dem Bahnhof Novina beginnt und dicht vor dem Bahnhof Křížany endet.
Sloní kameny – Elefantensteine
Auffällige weiße Felsgebilde, die an eine Elefantenherde erinnern.
Oybin
Der liebliche Kurort gehört zu den meistbesuchten Orten des Zittauer Gebirges. Über dem Kurort thront die imposante Ruine der Klosterkathedrale, die Karel IV. erbauen ließ. Nach Oybin führt eine Schmalspurbahn aus Zittau.
Scharfenstein
Der Scharfenstein (569 m ü. NN) wird dank seiner markanten Form auch „Lausitzer Matterhorn“ genannt. Der an seiner Südseite durch Leitern und Stufen zugänglich gemachte Felsen ist einer der berühmtesten Aussichtsfelsen des Zittauer Gebirges.
Die Lausche (tsch. Luž)
Die 793 m hohe Klingsteinkuppe ist der höchste Gipfel des Lausitzer Gebirges. Heute führt die deutsch-tschechische Landesgrenze über den Gipfel der Lausche. Wer den Aufstieg zum Gipfel der Lausche wagt, dem bietet sich ein wunderschöner Landschaftsblick.
Nonnenfelsen
Das mächtige Felsmassiv des Nonnenfelsen (tsch. Jeptišky, 537 m ü. NN) ragt nahezu 100 m über dem südwestlichen Ortsrand von Jonsdorf auf. Einer Legende zufolge lebten hier vor langer Zeit zwei junge Nonnen, die der irdischen Liebe verfielen und zur Strafe zu Stein erstarrten.
Raubschützfelsen (Pytlácké kameny)
Einer der bekanntesten Gipfel des Isergebirges. Die Raubschützfelsen (974 m) bilden eine Gruppe von Granitfelsen, von denen sich ein schöner Blick auf den kompletten Kamm des Isergebirges bietet. Die Raubschützfelsen sind einer der Gipfel des mittleren Isergebirgskammes, deren Scheitel ein auffälliges Felsgebilde (Felsausbiss) krönt. Außerdem sind sie eine Top-Aussichtsstelle, von der sich ein faszinierender Blick auf das Isertal bis zur Großen Iserwiese mit ihren Latschenfeldern und den Resten des Weilers Groß Iser/Velká Jizera, mit dem Hohen Iserkamm im Hintergrund und in entgegengesetzter Richtung auf die Kleine Iserwiese/Malá jizerská louka, Klein Iser/Jizerka und den Welscher Kamm/Vlašský hřeben öffnet. Dieser Ort ist nach dem Wildschützen (Wilddieb) Hennrich benannt, der unter ihnen sein Versteck gehabt haben soll und 1813 unweit von hier erschossen wurde.
Taubenhaus (Holubník)
Auf dem flachen Gipfel des Taubenhauses/Holubník ragt in 1070 m Meereshöhe ein mächtiges Felsgebilde auf. Von dieser Dominante des Haindorfer Kammes/Hejnický hřeben bietet sich ein attraktiver, nahezu vollkommener Rundblick. Sein Name stammt von einer heute bereits verschwundenen geodätischen Messeinrichtung, deren Form an einen Taubenschlag erinnerte.
Buschullersdorfer Felsenburg (Oldřichovský skalní hrad)
Die Felsenburg entstand archäologischen Funden zufolge in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts; ursprünglich war sie eine Wachburg, die den Handelsweg in die Friedländer Region hütete, später war sie ein Raubritternest. Zum Gipfel der ca. 30 Meter hohen Felsblöcke gelangt man über in den Fels gehauene Stufen. Vom Gipfel bietet sich ein vollkommener Blick auf die Region Frýdlant, die Oberlausitz, Polen und den Jeschkenkamm/Ještědský hřbet.
Burg Grafenstein (Grabštejn)
Burg Grafenstein wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Später erfuhr es zahlreiche bauliche Veränderungen, die ihr den Charakter einer komfortablen Schlossresidenz verliehen. 1993 öffnete sie ihre Tore erstmals für den Publikumsverkehr. Zu besichtigen sind außer dem gotischen Burgkeller auch die Gemächer in zwei Stockwerken des Schlosses, die überwiegend mit ursprünglichen Möbeln, Gemälden und weiteren Accessoires glänzen. Ein wahres Juwel der Besichtigungsrunde ist die Renaissancekapelle St. Barbara mit üppiger malerischen Ausschmückung aus dem 16. Jahrhundert. Vom Burgfried bietet sich ein bezaubernder Blick in die weite Umgebung.